Durchsichtige Korrekturschienen: Erfahrungen eines Zahnarzts
Nahezu unsichtbare Korrekturschienen, sogenannte Aligner, sind in aller Munde. Oder in fast aller. Besonders Erwachsene lieben sie. Zahnarzt Andreas Assmann erklärt, warum ihn die Behandlung mit den Schienen – und spezifisch mit «Invisalign Go» – überzeugt.
Erwachsene lieben die fast unsichtbaren Kunststoffschienen, die seit einigen Jahren für die Korrektur von Zahnfehlstellungen immer öfter als Alternative zu den herkömmlichen Metallplättchen angeboten werden. Nicht nur weil sie so unauffällig sind, sondern auch weil die Behandlung weniger mühselig ist.
Die Kunststoffschienen werden auch Aligner genannt, was sich aus dem Englischen align ableitet: «auf eine Linie bringen, anpassen, ausrichten». Marktführer ist die US-amerikanische Firma Align Technology. Sie ist mit ihrem Konzept «Invisalign» seit über 20 Jahren erfolgreich auf dem Markt. Laut der Firma haben sich bis anhin sechs Millionen Kunden die Zahnstellung mit ihren Alignern korrigieren lassen.
Einfache Zahnfehlstellungen: ohne Kieferorthopäde therapierbar
«Invisalign Go»
ist eine Behandlungsform für den allgemeinen Zahnarzt als Anwender. Mit ihr können kleinere und überwiegend ästhetische Korrekturen vom fünften bis zum fünften Zahn (Front- und Prämolarenbereich) durchgeführt werden. Voraussetzung ist, dass der Biss bei den Backenzähnen (Molaren) gut abgestützt ist und die Zahnfehlstellung keiner knöchernen Anomalie unterliegt.
Komplexere
Zahnfehlstellungen sollten mit einem Kieferorthopäden abgeklärt werden. Einfache Diskrepanzen wie eine Mittellinien-Verschiebung, eine Frontzahnlücke (Diastema), hervorstehende oder gar rotierte Zähne können mit Alignern jedoch durch den allgemeinen Zahnarzt in die ideale Position bewegt werden.
So läuft die Aligner-Behandlung ab
Einer Aligner-Behandlung stehen bis zu zwanzig Schienenpaare zur Verfügung, die der Patient je circa eine Woche trägt. Die Behandlungsdauer ist sehr individuell, da sie vom Wunschergebnis und der klinischen Situation der Zahnstellung abhängt. Ein halbes Jahr ist durchaus ein realistischer Richtwert. Konventionelle kieferorthopädische Methoden (meistens in Form von herausnehmbaren oder festsitzenden Zahnspangen) sind dahingegen oft langwieriger und kostspieliger.
Nach wenigen Stunden – in manchen Fällen nach zwei bis drei Tagen – gewöhnen sich die Patienten in der Regel an die Schienen. Da sie aus durchsichtigem Kunststoff bestehen, fallen die Schienen dem nahen Umfeld der Patienten selten auf. Die Akzeptanz der Schienen und die Mitarbeit der Patienten beurteile ich als sehr gut.
Wie Korrekturschienen die Zähne verschieben
Die Durchführung von Zahnbewegungen im Kieferknochen beruht auf dem Konzept des bone remodeling (Knochenumbau): Das Material der Schienen und sogenannte attachments ermöglichen eine Bewegung der Zähne durch den Knochen, ohne diesen zu beschädigen. Dabei beginnt der Knochen, sich auf der einen Seite zu resorbieren und auf der anderen Seite neu aufzubauen.
Weitere Anwendungsgebiete für durchsichtige Korrekturschienen
Nicht nur Zahnbegradigungen lassen sich anhand der Aligner-Behandlung durchführen. Es ist auch möglich, eine Zahnstellung vor dem Einsatz von Kronen oder Brücken in eine ideale Position zu bewegen – womit eine Überkronung gesunder Zähne vermieden werden kann.
Aligner-Behandlungen eignen sich auch, um die Zähne nach einer erfolgreichen Parodontitis-Behandlung in die gewünschte Stellung zu bewegen und dann mit einem stabilen Zahnhalteapparat zu fixieren.
Persönliches Fazit
Meine Erfahrungen mit Kunststoffschienen und spezifisch mit Invisalign Go sind überaus positiv. Das Konzept erfüllt meine Erwartungen. Unter anderem, weil es stetig weiterentwickelt und verbessert wird. Mir gefällt auch, dass wir bereits vor der Behandlung die Behandlungsdauer feststellen können. Sowie, mit welchem Endergebnis wir konkret planen können.
Darüber hinaus gehören Silikonabdrücke möglicherweise der Vergangenheit an. Sie werden immer öfter durch Intraoralscanner ersetzt. Eine Behandlung mit Kunststoffschienen in Zukunft komplett digital durchführen zu können, reizt mich sehr. Zugleich zeigt es mir auf, wie weit die Zahnmedizin in Punkto Digitalisierung bereits fortgeschritten ist.