E-Zigaretten belasten Zahnfleisch und Mundflora
In der Praxis behandeln wir auch bei Konsumenten von E-Zigaretten sehr oft Parodontitis. Warum ist das so? Auf den ersten Blick mag es erstaunen. Nicht jedoch auf den zweiten.
Ein Grund ist, dass die meisten E-Zigaretten Konsumenten ehemalige Zigarettenraucher sind. Auch sind viele E-Zigaretten Raucher sogenannte Dual-Raucher: Sie rauchen sowohl herkömmliche als auch E-Zigaretten. Von herkömmlichen Zigaretten weiss man, dass bereits ein bisschen Plaque bei Rauchern viel stärkere Effekte hat als bei Nichtrauchern. Rauchen begünstigt Parodontitis, welche sich früher oder später bemerkbar macht.
Ein weiterer Grund sind jedoch die E-Zigaretten selbst: Wissenschaftliche Studien kommen vermehrt zum Schluss, dass sie Zahnfleisch und Mundflora genauso stark reizen wie herkömmliche Zigaretten – wenn nicht sogar schädlicher sind.
«Ich habe mit Rauchen aufgehört»
Hat ein Patient Parodontitis – eine häufige Folge von Rauchen –, führen wir in der Praxis als Erstes eine Anamnese durch: Unter anderem stellen wir Fragen bezüglich Krankheitsverlauf und Lebensstil des Patienten. Viele Patienten antworten oft stolz: «Mit Rauchen habe ich aufgehört. Ich rauche nur noch E-Zigaretten.»
Dass so viele Menschen «Vapen» und das Heizen von Tabak als weniger schädlich für die Gesundheit betrachten, ist nachvollziehbar: Unter anderem schmecken und riechen viele E-Zigaretten kaum oder – durch zugesetzte Geschmacksstoffe – sogar angenehm. Ausserdem ist es an vielen öffentlichen Orten erlaubt, sie innerhalb eines Gebäudes zu konsumieren.
Vielleicht hat der Erfolg der Tabakerhitzer «Heets» in der Schweiz in den letzten zwei Jahren auch mit den Corona-Lockdowns beziehungsweise dem populär gewordenen Home-Office zu tun? So oder so: Der Konsum von E-Zigaretten ist nicht mit «Nichtrauchen» gleichzusetzen. Im Gegenteil.
E-Zigaretten beeinflussen Mundflora gleich wie herkömmliche Zigaretten
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass E-Zigaretten die Mundgesundheit direkt sowie indirekt (systemisch) negativ beeinflussen:
Veränderung der Mundflora:
Eine Studie stellt beispielsweise fest, dass Dampfen («Vapen») die Mundflora gleich stark beeinflusst wie herkömmliches Rauchen. Bereits nach einigen Monaten E-Zigaretten Konsum zeigt sich, dass sich Bakteriengemeinschaften unter dem Zahnfleisch ansammeln und Entzündungsprozesse entstehen wie sie für Parodontitis typisch sind.Stress für das System:
Ausserdem ist der Stress durch die Veränderung der Mikroflora beim Wechsel von Zigaretten auf E-Zigaretten so hoch, wie wenn man von heute auf morgen aufhört, Zigaretten zu konsumieren. Dieser Stress kann eine Parodontitis ebenfalls verstärken und zu tieferen Parodontal-Taschen führen.Schädliche Zusatzstoffe:
Chemikalien, Glyzerin, Aromen und Nikotin, das in Verdampfungsgeräten oft vorhanden ist (die Zusammensetzung unterscheidet sich von Gerät zu Gerät), können zur Zellschädigung beitragen und Schadstoffe enthalten. Untersuchungen zeigen, dass auch Tabakerhitzer (unter anderem «Heets») Aerosole freisetzen, die Schadstoffe enthalten – darunter auch krebserzeugende.Verengung der Blutgefässe:
Nikotin verengt zudem die Blutgefäße des Zahnfleischs. Das verringert die Durchblutung des Gewebes und verschlechtert das Immunsystem, was wir auch vom gewöhnlichen Zigarettenkonsum kennen. Ausserdem bleibt durch die verengten Blutgefässe das Zahnfleischbluten aus, was sonst ein deutliches Erkennungssignal für Parodontitis ist. Raucher erkennen eine Parodontitis deshalb oft sehr spät.Hitze:
Die stetige Zufuhr von Hitze – was auch bei E-Zigaretten nicht wegfällt – reizt die Schleimhäute zusätzlich.
Eine Dose «Heets» (oder ähnlicher Geräte) ist ausserdem schneller geraucht als eine herkömmliche Zigarette. Und weil viele glauben, E-Zigaretten seien weniger schädlich, konsumieren viele Personen mehr davon – insbesondere Gelegenheitsraucher.
Am besten komplett aufhören
Aufgrund all dieser Faktoren empfehlen wir unseren Patienten, komplett aufhören, zu rauchen – unabhängig davon, ob es herkömmliche oder E-Zigaretten sind. Reduzieren ist ein erster Schritt. Dabei ist aber zu beachten, dass nicht nur zählt, wie oft man raucht, sondern auch, wie viele Jahre man raucht: Der Verbrennungs- beziehungsweise Verdampfungsprozess reizt die Schleimhäute im Mund wieder und wieder.
Gerne beraten wir Sie bei Ihrem Praxisbesuch individuell und beantworten Ihre Fragen. Wir freuen uns auf Sie!