26.09.2022

lst "zahnfreundlich" alles, was keinen Zucker enthält?

Sind Lebensmittel, die keinen Zucker enthalten, stets zahnfreundlich? Nein, nicht automatisch. Nicht nur Zucker und andere Kohlenhydrate können den Zähnen schaden. Auch säurehaltige Lebensmittel gehören dazu. Sie können die Zähne weich machen und zu Erosionsschäden führen. Im Gegensatz zu Karies, die tiefe Löcher in den Zahn gräbt, entstehen durch Erosionsschäden eine Art Mulden an der Zahnoberfläche. Im schlimmsten Fall sehen dann Zahn- und Kauflächen aus wie abgeschmolzen. 

Produkte, die keinen Zucker enthalten, sind deshalb nicht automatisch zahnfreundlich. Ausserdem enthalten viele Produkte Zucker, bei denen man es nicht auf den ersten Blick erkennt. Was also gilt es zu beachten, wenn man sich zahnfreundlich ernähren möchte?

Das Zahnmännchen

Eine Orientierung kann das Qualitätszertifikat «Zahnmännchen» bieten. Es ist auf bestimmten Lebensmitteln abgebildet – beispielsweise Mentos, Ricola oder Grether’s Pastillen. Das Zahnmännchen steht für «100% zahnfreundlich». Das heisst, dass die Produkte weder Karies noch Erosionsschäden verursachen. 

Lebensmittel sind nur dann zahnfreundlich, wenn der pH-Wert während und 30 Minuten nach deren Konsum nicht unter 5.7 sinkt (Erklärung siehe unten, Abschnitt «pH-Wert»). Verschiedene Zentren prüfen die ausgewählten Produkte aufgrund eines standardisierten Verfahrens, dem sogenannten pH-Telemetrie-Test. Die Zentren sind vom Verein «Aktion Zahnfreundlich» anerkannt, der auch die entsprechenden Qualitätszertifikate beziehungsweise die Zahnmännchen vergibt. 

Crédit: www.zahnfreundlich.ch

Zuckerersatzstoff Xylit

Anstatt Zucker können in Produkten Zuckerersatzstoffe verwendet werden, die keine Karies verursachen. Beispielsweise Birkenzucker, sogenannter Xylit. Xylit ist „nicht-kariogen“ und beugt Karies sogar vor, wie Studien zeigen:  

Wird Xylit durch Zucker ersetzt, nehmen die schädlichen Bakterien den Xylit statt Glukose auf. Xylit ist – im Gegensatz zur Glukose – allerdings kein Brennstoff für die schädlichen Bakterien. Der Xylit verstopft nun ihren energieproduzierenden Weg, womit sie im Mund verhungern.

Xylit regt ausserdem den Speichelfluss an, was die Remineralisation fördert. Dadurch können sich beschädigte Zähne wieder erholen: Speichel enthält Calciumphosphat – ein Stoff, der den Zahnschmelz widerstandsfähiger macht und ihn in seiner Entwicklung unterstützt. Speichel  verdünnt Säuren ausserdem, neutralisiert den pH-Wert und härtet mit seinen Mineralien den Zahnschmelz. Aus diesen Gründen wird Xylit oft auch in Zahnpflegekaugummis verwendet.

Warum der pH-Wert wichtig ist

In der Mundhöhle bestimmt der pH-Wert des Speichels normalerweise jenen der Mundhöhle. Der pH-Wert bewegt sich um den Neutralpunkt 7.0. Erhalten Bakterien Zucker, wandeln sie diesen in Energie um und als Nebenprodukt entsteht Säure. Entsprechend sinkt der pH-Wert. Liegt er unter 5.5, löst sich der Zahnschmelz stärker auf (Demineralisation) als dass Mineralien eingebaut würden (Remineralisation).

Häufen sich die Säureangriffe ohne dass genügend Zeit zur Remineralisation zur Verfügung steht, kommt es zu Karies. Der Speichel, der die Säuren neutralisieren könnte, hat dann kaum noch eine Wirkung.

Fazit

Sowohl zucker- als auch säurehaltige Lebensmittel können den pH-Wert in der Mundhöhle beeinflussen. Achten Sie deshalb auf das Zahnmännchen, verwenden Sie in Getränken, Marmeladen oder Kuchen Xylit statt Zucker und achten Sie nicht nur beim Konsum zucker-, sondern auch säurehaltiger Lebensmittel besonders gut auf Ihre Mundhygiene.

Das heisst: Putzen Sie Ihre Zähne gründlich, regelmässig und angepasst auf Ihren Konsum (vor dem Essen Zähneputzen oder bei säurehaltigen Lebensmitteln rund 30 Minuten danach). Lassen Sie Ihre Zähne regelmässig professionell reinigen und kontrollieren Sie Ihre Mundhöhle auf Löcher und Erosionsschäden.

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