10.07.2023

Zahnfleischrückgang: Was tun?

Zahnfleisch kann sich aus verschiedenen Gründen zurückziehen. Unabhängig vom Alter, und oft auch unabhängig von der Mundhygiene. Es kann sein, dass nur ein Zahn betroffen ist - oder mehrere. Zahnfleischrückgang kann ästhetisch störend wirken, aber auch verschiedene andere Komplikationen zur Folge haben.

Was lässt sich gegen Zahnfleischrückgang tun? Erfahren Sie es hier.

Folgen von Zahnfleischrückgang

Bei zurückgezogenem Zahnfleisch ist die Wurzeloberfläche exponiert beziehungsweise nicht mehr geschützt. Dies macht die betroffenen Stellen empfindlicher: Die Wurzeloberfläche ist viel weicher beziehungsweise weniger widerstandsfähig als die Schmelzschicht (jene Schicht des Zahnes, die natürlicherweise «freiliegt»). Karies kann sich deshalb an der nun freiliegenden Wurzeloberfläche viel rascher entwickeln. 

Hinzu kommt, dass es eher schmerzt beim Zähneputzen wenn das Zahnfleisch sich zurückgezogen hat. Putzt man deshalb weniger gründlich, kann sich Plaque ansammeln und eine Zahnfleischentzündung oder Wurzelkaries entstehen. Behandelt man Zahnfleischrückgang nicht, kann es im Extremfall zu Zahnverlust kommen. 

Mögliche Ursachen

Zahnfleischrückgang hat ein breites Spektrum an Ursachen: Grund können eine kieferorthopädische Behandlung sein, die falsche Putztechnik oder eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis), mechanische Traumen (Unfälle) sowie genetische Faktoren. 

Eine falsche Putztechnik kann bedeuten, dass man falsche Bewegungen ausführt oder eine zu grobe Zahnbürste benutzt. Auch wenn man die Zähne nicht oft oder gründlich genug putzt, kann eine Entzündung entstehen und sich darauf hinab das Zahnfleisch zurückziehen. 

Es kann aber auch sein, dass man ‘falsch’ putzt selbst wenn man es genauso macht wie man es in der Schulzahnpflege gelernt hat. Dies, weil bei jeder Person das Zahnfleisch genetisch bedingt unterschiedlich dick und straff ist. Der gleiche Druck und die gleiche Zahnbürste können für eine Person perfekt sein, für die andere ist es zu viel, zu wenig, zu grob oder zu weich. 

So lässt sich eine Zahnfleischrezession korrigieren

Zurückgezogenes Zahnfleisch lässt sich operativ, durch eine sogenannte Rezessionsdeckung korrigieren. Dabei bringt man Zahnfleisch an die ursprüngliche Position zurück, sodass die Wurzeloberfläche wieder bedeckt beziehungsweise geschützt ist. Eine Möglichkeit ist, dass man Zahnfleisch vom Gaumen entnimmt und an die gewünschte Stelle transplantiert. Auch künstliche Materialien können verwendet werden.

Eine Zahnfleischrezession lässt sich auch durch Füllungen, Schutzlack oder Kronen beziehungsweise Veneers decken. Welche Option gewählt wird, hängt von den anatomischen und genetischen Verhältnissen, ästhetischen Ansprüchen und finanziellen Überlegungen des Patienten ab – sowie dem Behandlungsspektum in der jeweiligen Zahnarzt-Praxis.

Zahnfleischrückgang vorbeugen

Zahnfleisch ist, wie erwähnt, je nach Genetik unterschiedlich beschaffen: Es kann ganz dünn, weich, sehr dick oder straff sein. Deshalb ist es so wichtig, dass man Zahnbürste und Putztechnik stets individuell anpasst. 

Dünnes Zahnfleisch ist auf Verletzungen und somit Zahnfleischrückgang viel anfälliger als dickes, straffes. In diesen Fällen empfiehlt es sich manchmal, das Zahnfleisch beim Parodontologen dicker und straffer zu machen – umso mehr, wenn eine kieferorthopädische Behandlung geplant wird.

Das Problem erst «an der Wurzel packen»

Damit die Zahnfleischrezession nachhaltig erfolgreich korrigiert werden kann, muss man unbedingt erst Ursachen sowie Zahnfleischrückgang begünstigende Faktoren beachten und gegebenenfalls beseitigen. Ansonsten kann sich selbst vollständig geheiltes Gewebe erneut zurückziehen. 

Dazu gehören mechanische Traumen wie falsche Zahnputztechnik, Bändchenzüge, Muskelansätze, Piercings, subgingivale Kronenränder, Ansammlung von Plaque, und Zahnbewegungen. Bei Rauchern ist die Prognose generell schlechter als bei Nichtrauchern.

Darauf gilt es nach der Operation zu achten

Nach der Rezessionsdeckung ist das Wichtigste, dass man sich bewusst ist: Hier ist eine Wunde! Schonen dieser Wunde bedeutet, dass man die Zahnreinigung und Ernährung postoperativ entsprechend anpasst. Bereits eine spitzige Kante eines Apfels, Popcorn oder Chips können das Resultat dieser sehr anspruchsvollen feinmotorischen Operation zunichte machen.

Erst nach zwei Wochen darf man mit einer weichen (!) Zahnbürste wieder zu putzen beginnen. Mit der Interdentalreinigung sollte man generell drei bis vier Wochen warten. Hinzu kommt die richtige Wundpflege. Damit keine Entzündung entsteht, muss man den Mundbereich über einen bestimmten Zeitraum täglich mit antibakterieller Mundspülung spülen.

Fazit

Zurückgezogenes Zahnfleisch kann ästhetisch störend wirken, aber auch die Zähne empfindlicher sowie anfälliger auf Karies machen – und (nur) im Extremfall zu Zahnverlust führen. Die Ursachen sind sehr vielfältig – dazu gehören Genetik und anatomische Verhältnisse, Putztechnik, kieferorthopädische Behandlungen und mechanische Traumen. Eine Zahnfleischrezession lässt sich unter anderem durch eine Rezessionsdeckung korrigieren; mit einem Transplantat oder künstlichen Materialien. Wichtig ist, dass man zuvor die Ursachen sowie begünstigte Faktoren beachtet beziehungsweise beseitigt.

Möchten Sie wissen, ob eine Rezessionsdeckung beziehungsweise Zahnfleischkorrektur auch bei Ihnen möglich ist? Gerne beraten wir Sie bei Ihrem nächsten Zahnarzttermin. Wir freuen uns auf Sie!

FAQ:

Wie kann man Zahnfleischrückgang stoppen?

Zahnfleischrückgang kann viele Gründe haben: Kieferorthopädie, falsche Putztechnik, Plaque, Zahnfleischentzündungen, Unfälle, Piercings, sowie genetische und anatomische Faktoren. Wenn möglich, kann man bei diesen Faktoren präventiv ansetzen. Wichtig ist, dass Sie Ihre Zahnputztechnik auf das eigene Zahnfleisch abstimmen. Ist das Zahnfleisch sehr dünn und weich, empfiehlt es sich manchmal, dieses dicker machen zu lassen – insbesondere vor kieferorthopädischen Behandlungen sowie Implantatversorgungen.

Kann man Zahnfleisch wieder aufbauen?

Zurückgezogenes Zahnfleisch lässt sich in vielen Fällen operativ korrigieren: Durch eine Rezessionsdeckung bringt man Zahnfleisch im Idealfall an die ursprüngliche Position zurück, sodass die Wurzeloberfläche wieder geschützt ist. Auch durch Schutzlack, Füllungen, oder Kronen beziehungsweise Veneers lässt sich die Wurzeloberfläche decken. Die Wahl der Therapie hängt von anatomischen und genetischen Verhältnissen ab, ästhetischen Ansprüchen, finanziellen Überlegungen des Patienten – sowie dem Behandlungsspektrum in der jeweiligen Praxis.

Was sind die Vor- und Nachteile einer Rezessionsdeckung?

Vorteile:

  • Wiederherstellung der ursprünglichen Zahnfleisch-Position und Ästhetik
  • Beseitigung der Empfindlichkeit der Zähne
  • Schutz vor Kariesbildung und weiterem Zahnfleischrückgang
  • Hartsubstanz des Zahnes bleibt intakt

Nachteile:

  • Operatives Verfahren und damit verbundene mögliche Komplikationen
  • Heilungszeit und postoperative Beschwerden
  • Angepasstes Verhalten und angepasste Mundhygiene während der Heilungszeit