21.03.2022

Warum die Ernährung zur Vorbeugung von Parodontitis so wichtig ist

Wahrscheinlich wissen Sie, dass für eine gute Mundgesundheit eine perfekte Mundhygiene und eine regelmässige professionelle Zahnreinigung das A und O sind. Wussten Sie jedoch, dass zusätzlich die Ernährung ein sehr wichtiger Faktor ist?

Dies zeigt sich immer mehr – insbesondere in Bezug auf Parodontitis (entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats), die nebst Karies der häufigste Grund für Zahnverlust ist.

Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Ernährung einen grossen Einfluss sowohl auf Entstehung als auch auf Verlauf einer Parodontitis hat. Zwischen dem Zustand des Zahnhalteapparats (Parodonts) und der adäquaten Versorgung mit bestimmten Nährstoffen zeigt sich ein klarer Zusammenhang: Studien entsprechend sorgt die Aufnahme von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen dafür, dass der Zahnhalteapparat besser versorgt und aufgebaut wird. Ausserdem wird damit das Immunsystem gestärkt, womit die Immunantwort schneller und gezielter stattfinden kann. 

Der Konsum von Fastfood und Fertigprodukten birgt allerdings das Risiko einer Unterversorgung mit diesen wichtigen Mikronährstoffen. Auch durch moderne Anbaumethoden, frühzeitige Ernten und lange Transportwege sind Mikronährstoffe heute reduziert in Lebensmitteln vorhanden.

Wie können wir trotz dieser Umstände die nötigen Nährstoffe aufnehmen, und somit die Vorbeugung und Behandlung von Parodontitis beeinflussen? Im Folgenden finden Sie eine Übersicht an Nährstoffen.

Einfache Kohlenhydrate

Einfache Kohlenhydrate wie Weissmehl, Zucker (sowohl raffinierter Zucker als auch Fruchtzucker), Säfte und Süssgebäck sorgen für einen raschen Blutzuckeranstieg, was eine stärkere Insulinantwort erfordert. Dies wiederum begünstigt gingivale (Gingiva = Zahnfleisch) und parodontale Entzündungen.

Bei einer akuten Parodontitis und zu ihrer Vorbeugung empfiehlt es sich deshalb, keine oder weniger einfache Kohlenhydrate zu konsumieren.

Gesättigte Fettsäuren, Transfettsäuren, Omega-6-Fettsäuren, Margarine, Fleisch, Wurst

Gesättigte Fettsäuren, Transfettsäuren, Omega-6-Fettsäuren, Margarine, Fleisch und Wurst fördern die entzündlichen Prozesse im Körper und dadurch die Parodontitis.

Für einen gesunden Zahnhalteapparat empfiehlt es sich, sie nur in Massen zu konsumieren.

Vitamin C (Ascorbinsäure)

Ausreichend Vitamin C ist essenziell für die Immunabwehr, die Neutralisierung schädlicher freier Radikale und den Erhalt von Gewebe. Vitamin C sorgt für eine gute Funktion der Fresszellen (Makrophagen) der Mundschleimhaut, welche eindringende Bakterien abtöten. Ausserdem ist Vitamin C für die Produktion von Kollagen im Bindegewebe nötig. Generell wird Erwachsenen 100 Milligramm Vitamin C pro Tag empfohlen. Wobei im Körper durch Rauchen, anhaltenden Stress und verschiedene Medikamente grössere Mengen an Vitamin C verbraucht werden.

Parodontitispatienten sollten erfahrungsgemäss über einen bestimmten Zeitraum täglich 1 bis 3 Gramm Vitamin C einnehmen. Der Körper kann das in Lebensmitteln vorhandene Vitamin C besser aufnehmen als jenes in Präparaten: Hervorragende Quellen sind Orangen, Zitronen, Acerolakirsche, Hagebutte, Sanddorn, Johannisbeere, Broccoli, Fenchel, Paprika, Rosenkohl und viele Gartenkräuter.

Bei Präparaten sollten Sie darauf achten, dass das Vitamin C gepuffert ist (beispielsweise an Calcium gebunden). Dies macht es verträglicher. Nehmen Sie die Präparate in Kombination mit viel Wasser ein und idealerweise verteilt über den Tag.

Folsäure (Vitamin B9)

Folsäure ist essenziell für die Zellteilung. Die Zellen der Zahnfleischtaschen haben eine äusserst schnelle Zellteilungsrate: Sie erneuern sich alle zwei bis drei Tage. Bei einem Mangel an Folsäure kann sich das angegriffene Zahnfleisch entsprechend langsamer regenerieren, die Bakterien können leichter in entstehende Zahnfleischtaschen eindringen und Entzündungen mit Schäden am Zahnhalteapparat verursachen.

Die notwendige Tagesdosis über einen bestimmten Zeitraum zur Vorbeugung von Parodontitis beträgt 800 Mikrogramm. Gute Folsäurelieferanten sind Weizenkeime, Sojabohnen, Grünkohl, Spinat und Broccoli.

Vitamin D

Vitamin D hat eine Vielzahl biochemischer Wirkungen, aktiviert die körpereigene Immunabwehr und spielt für den Aufbau und Erhalt von Knochengewebe eine zentrale Rolle. Ein zu niedriger Gehalt an Vitamin D und Calcium führt zu Zahnfleischentzündungen und einem Abbau von parodontalem Gewebe. Die Menge an Vitamin D, die wir üblicherweise aufnehmen, reicht meist nicht aus.

Laut Studien verbessert sich die parodontale Situation von Patienten nach 18 Monaten durch die Einnahme von Vitamin D-Präparaten in Kombination mit Kalzium deutlich. Vitamin D wirkt bei Parodontitis ausserdem antientzündlich. Der Vitamin D-Gehalt in Nahrungsmitteln ist grundsätzlich gering. Gute Lieferanten sind Lebertran, Aal und Lachs. Aufgepasst bei der Einnahme von Präparaten: Lassen Sie vorgängig Ihren individuellen Vitamin D-Spiegel bestimmten. Eine Überdosierung kann toxisch sein.

Kalzium

Unser Skelettsystem besteht zu 80 Prozent aus Kalzium. Auch der Zahnhalteapparat braucht für seinen Stoffwechsel genug davon!

Empfohlen werden grundsätzlich 1000 Milligramm Kalzium pro Tag. Für einen optimalen Kalziumeinbau in Knochen und Zahnhalteapparat dürfen ausserdem Vitamin D, Bor, Mangan und Vitamin K2 nicht fehlen. Gute Kalziumlieferanten sind Grünkohl, Broccoli, Mandeln, Besam, Amaranth und Spinat. Die Tagesdosis von Kalzium sollte 500 Milligram nicht unterschreiten.

Zink

Zink ist wichtig für den Kollagenaufbau, steuert den Säure-Basen-Haushalt und beeinflusst verschiedene enzymatische Prozesse. Bis zu 10 Milligramm Zink verbraucht der Körper täglich für den Stoffwechsel.

Das Spurenelement ist in Weizenkeimen, Hartkäse, Hafer, Linsen, Leber und Austern zu finden. Zur Behandlung von Parodontitis sind oft Nahrungsergänzungsmittel nötig.

Coenzym Q10

Coenzym Q10 ist für die Energiegewinnung der Zellen notwendig und wirkt antioxidativ. Mit zunehmendem Alter nimmt unser Organismus immer weniger davon auf. Dadurch verlangsamen sich wichtige Prozesse, und Entzündungen wie die Parodontitis machen sich eher bemerkbar.

Die lokale, orale Anwendung von Coenzym Q 10 zeigt sehr positive Effekte in Bezug auf die parodontale Gesundheit: einen Entzündungsrückgang bis zu 40 Prozent, abnehmende Blutungsneigung, festeres und gesünderes Zahnfleisch sowie verminderte Plaquebildung.

Vitamin B12

Die Forschung zeigt*, dass auch zwischen einem Mangel an Vitamin B12 und fortschreitender Parodontitis sowie Zahnverlust ein Zusammenhang besteht.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren können gingivale und parodontale Entzündungen reduzieren. Enthalten sind sie in Seefischen (Lachs, Makrele, Hering), Walnüssen, Leinöl, Fischölkapseln und Algen.

Magnesium

Ein Mangel an Magnesium ist ebenfalls mit Erkrankungen des Zahnhalteapparats assoziiert, wie Studien** zeigen.

Ballaststoffe

Ballaststoffe wirken antientzündlich, probiotisch und sorgen für einen konstanten Blutzuckerspiegel (ohne Blutzuckerspitzen). Zudem senken sie das mit Parodontitis assoziierte Cholesterin. Die Aufnahme von Ballaststoffen ist mit einem geringeren Vorkommen von Parodontitis assoziiert.

Nitrathaltige Pflanzen 

Salat, Rucola, Spinat, Randen und Kohl wirken durch die in ihnen enthaltenen Nitrate antientzündlich und Gingivitis-reduzierend.

Fazit

Zahlreiche Studien zeigen, dass die Ernährung entscheidend für die Aufrechterhaltung der Mundgesundheit ist. Zur Vorbeugung und Behandlung von Parodontitis ist es wichtig, Mineralien, Vitamine und Spurenelemente im geeigneten Masse zu sich zu nehmen.

Dies nebst einer ausgezeichneten Mundhygiene, regelmässiger Dentalhygiene und Kontrollen beim Zahnarzt. Gerne beraten wir Sie individuell bei Ihrem nächsten Besuch!

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*Zong G, Holtfreter B, Scott AE, Völzke H, Petersmann A, Dietrich T, et al. Serum vitamin B12 is inversely associated with periodontal progression and risk of tooth loss: a prospective cohort study. J. Clin. Periodontol. 2016;43:2–9.

**Meisel P, Schwahn C, Luedemann J, John U, Kroemer HK, Kocher T. Magnesium deficiency is associated with periodontal disease. J. Dent. Res. 2005;84: 937–41.