Mundspülungen: Sinn oder Unsinn? Beides…
Viele Patienten – vielleicht auch Sie, fragen sich: Soll ich nebst der Zahnpaste auch Mundspülung benutzen? Unsere Zahnärztin Petra Stalbohm vom Zahnarztzentrum.ch in Luzern Altstadt meint: Das kommt drauf an! Lesen Sie hier, auf was Sie beim Kauf und der Anwendung achten sollten:
Mundspülungen für unterschiedlichen Gebrauch
Auf dem Markt sind – grob unterteilt – vier verschiedene Arten von Mundspülungen erhältlich. Sie unterscheiden sich in Wirkung, Inhaltsstoffen und Anwendung.
Spülungen gegen Mundbakterien. Sie enthalten beispielsweise Chlorhexidin, Alkohol oder ätherische Öle.
Anwendung: Spülen Sie für eine Minute, zweimal pro Tag, frühestens 30 Minuten nach dem Zähneputzen – sonst wird der Fluoridschutz weggespült.Spülungen als Zahnschutz, mit Fluorid.
Anwendung: Spülen Sie für eine Minute, erlaubt ist mehrmals pro Tag. Allerdings nicht mit oder nach dem Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta. Letztere haben viel höhere Fluoridgehalte als die Spülungen und das Spülen wird dann quasi überflüssig.Spülungen gegen Mundgeruch, mit Zink und Chlorhexidin.
Anwendung gleich wie mit ‘Spülungen gegen Mundbakterien’, allerdings nur in bestimmten Fällen (Erklärung siehe unten im letzten Abschnitt).«Ölziehen» (Oilpulling), zum Beispiel mit Kokos- oder Olivenöl.
Wirkung der verschiedenen Mundspülungen
Wichtig zu wissen, ist, dass alle Mundspülungen lediglich eine Ergänzung zur mechanischen Reinigung mit Zahnbürste und Zahnseide sind.
Benutzt man die Mundspülungen entsprechend, zeigt die Forschung, dass jene mit Fluorid den Zahnschmelz sehr gut stärken und jene mit Chlorhexidin Mundbakterien sehr gut töten.
Alkohol und ätherische Öle haben keine oder eine geringe Wirkung auf Mundbakterien. Entsprechend können sie nicht empfohlen werden, um effektiv schädliche Bakterien zu töten.
Studien zeigen, dass die Kombination von Zink und Chlorhexidin Schwefelgase neutralisieren kann. Dabei sollte man wissen: Schwefelgase können, müssen aber nicht der Grund für schlechten Mundgeruch sein. Schlechter Mundgeruch kann auch durch ungenügende Mundhygiene, Karies, Parodontose oder Magenprobleme entstehen. Hier können Mundspülungen nicht wirklich helfen. Erst müssen die unterliegenden Probleme gelöst werden.
Fürs Ölziehen fehlen bis heute klinische Studien, die eine Wirksamkeit und einen Langzeiteffekt auf Zähne und Zahnfleisch zeigen würden.
Achten Sie auf die Konzentration der Inhaltsstoffe
Lediglich auf die Wirkstoffe zu schauen, reicht jedoch nicht. Entscheidend ist die Konzentration, in der sie in der Spülung vorhanden sind. Ist zu wenig der Substanzen in einem Produkt, funktioniert es nicht, oder nicht gut.
Achten Sie auf folgende Mengenangaben beim Kauf in der Apotheke. Eine gute Wirkung zeigen jeweils Spülungen mit…
… 0,2 - 1,0% Chlorhexidin
… mindestens 0,15% Fluoridgehalt
Achtung: Die beiden Prozentzahlen gelten für Erwachsene. Kinder unter 12 Jahren müssen Kinderprodukte benutzen.
Ist keine Mengenangabe auf der Packung angegeben, ist zu wenig Wirkstoff enthalten. Die Produkte sind dann günstiger, werden allerdings nicht durch die strenge pharmakologische Kontrolle geprüft. Hersteller ersparen sich so Kosten und die lange Prozedur. Wer nicht weiss, dass die Konzentration der Substanzen eine grosse Rolle spielt, kauft das Produkt trotzdem.
Wie oft Mundspülungen benutzen?
Fluorid stärkt den Zahnschmelz. Wie empfehlen, mindestens zweimal pro Tag mit Paste, Gel* und Spülung für je mindestens eine Minute zu putzen, einzumassieren und zu spülen.
Chlorhexidin tötet Bakterien effektiv. Allerding verursacht es Geschmacksveränderungen, Verfärbungen und es kann die natürliche Mundflora schwächen. Darum sollten Sie Chlorhexidin-Produkte nicht regelmässig nutzen. Wir empfehlen sie lediglich bei einer Zahnentfernung oder Mundoperation, oder als Intensivbehandlung bei einer Parodontose.
* dies gilt für Gele mit 0,2% Fluoridschutz. Mit Gelen mit hohem Fluoridhalt (beispielsweise Elmex Gel; 12,5%) darf nur einmal pro Woche geputzt werden.