28.07.2021

So schützen Sie sich in der Schwangerschaft vor Parodontitis

Schwangere sind aufgrund hormoneller und immunologischer Veränderungen anfälliger für Erkrankungen in der Mundhöhle. Während die einen Frauen diese abwenden können, schwillt bei anderen das Zahnfleisch stark an (Schwangerschaftsgingivitis). Oder aber der ganze Zahnhalteapparat entzündet sich (Parodontitis). Faktoren wie Stress, Rauchen und eine ungenügende Mundhygiene können die Entstehung dieser Erkrankungen zusätzlich fördern.

Parodontitis ist nicht nur unangenehm für die Betroffene selbst. Es gibt auch Hinweise, dass Parodontitis den Verlauf der Schwangerschaft und das werdende Kind beeinflusst: Das Risiko einer Frühgeburt, eines niedrigen Geburtsgewichts und einer Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) ist erhöht!

Wie beeinflusst eine Parodontitis die Schwangerschaft?

Seit mehr als 20 Jahren untersuchen Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Parodontitis bei der Mutter und den unerwünschten Auswirkungen auf das Neugeborene.

Dazu gehören ein niedriges beziehungsweise sehr niedriges Geburtsgewicht (weniger als 2500g bzw. 1500g), eine frühe respektive sehr frühe Geburt (weniger als 37 bzw. 32 Wochen), eine Fehlgeburt, eine Totgeburt oder eine Schwangerschaftsvergiftung.

Wissenschaftlich lässt sich vor allem der Zusammenhang zwischen Parodontitis und dem Risiko eines niedrigen Geburtsgewichts sowie einer Frühgeburt bestätigen.

Zwei Wege, über die Parodontitis den Schwangerschaftsverlauf beeinflusst:
Der direkte Weg kennzeichnet sich dadurch, dass pathogene Bakterien aus der Mundhöhle den Fötus und die Plazenta über die Blutbahn erreichen – oder dass sie von unten durch den Urogenitaltrakt aufsteigen. Der indirekte Weg meint, dass neben dem Zahn im Entzündungsgewebe produzierte Botenstoffe im Blut zirkulieren und so den Fötus oder die Plazenta erreichen.

So entsteht Parodontitis in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft lockert sich durch die Hormonumstellung das Zahnfleisch auf und neue Blutgefässe wachsen vermehrt. Wegen der immunologischen Veränderungen kann die bakterielle Mikroflora aus dem Gleichgewicht geraten und die Zahl der pathogenen (krankmachenden) auf Kosten der guten Bakterien zunehmen. Pathogene Bakterien können leichter ins Zahnfleisch eindringen, sich vermehren und Entzündungen auslösen: Das Zahnfleisch schwillt an, beim Zähneputzen oder Benutzen der Zahnseide blutet es vermehrt.

Im weiteren Verlauf besteht ohne Therapie das Risiko, dass Zahnfleischtaschen entstehen: Das Zahnfleisch – das sonst wie ein fester Kragen den Zahn umschliesst – löst sich von der Wurzel, Bakterien wandern in die Tiefe und die Entzündung dehnt sich auch dort aus. Die Zahnfleischtaschen (Nischen zwischen Zahnwurzel und Zahnfleischkragen) werden immer tiefer. Der den Zahn stützende Knochen wird langsam aufgelöst, was langfristig zum Zahnverlust führen kann. Aus den tiefen Taschen lassen sich die Bakterien mit der Zahnbürste nicht mehr entfernen.

Woran erkenne ich eine Parodontitis?

Symptome einer beginnenden Parodontitis sind gerötetes, blutendes oder geschwollenes Zahnfleisch sowie Mundgeruch. Zahnfleischtaschen können mit speziellen Sonden erkannt und gemessen werden.

Bei einer schweren Parodontitis können zusätzlich bewegliche oder gewanderte Zähne sowie Eiterbildung in den Zahnfleischtaschen vorliegen.

Wie und wann kann während einer Schwangerschaft behandelt werden?

Im Idealfall kommen Sie bereits vor einer Schwangerschaft für eine Kontrolle zum Zahnarzt beziehungsweise zur Dentalhygienikerin, um allfällige Probleme zu erkennen und zu therapieren.

Sobald erste Anzeichen einer leichten Zahnfleischentzündung in einer bestehenden Schwangerschaft vorliegen, sollten Sie diese beim Zahnarzt untersuchen und die Zähne bei der Dentalhygienikerin reinigen lassen.

Besteht bereits eine Parodontitis mit tieferen Zahnfleischtaschen? Dann wird man als idealen Therapiezeitpunkt das mittlere Trimenon wählen. Die Behandlung sollte dann in die Hände eines Spezialisten oder Fachzahnarztes für Parodontologie gelegt werden. Im Rahmen einer Therapie reinigen wir dabei unter örtlicher Betäubung die Zahnwurzeln von den Bakterien – mit Hand-, Pulverstrahl- und Ultraschallinstrumenten. Zusätzlich geben wir Ihnen Instruktionen für eine optimale häusliche Mundhygiene mit und führen regelmässige Heilungskontrollen durch.

Befinden Sie sich bereits im letzten Trimenon oder steht die Geburt kurz bevor? In diesem Fall muss man Nutzen und Risiko einer Therapie für Mutter und Kind gegeneinander abwägen. Treffen Sie diese Entscheidung gemeinsam mit dem Zahnarzt. Eine über längere Zeit verschleppte Entzündung ist meist viel schädlicher für das Kind als der zahnärztliche Eingriff selbst.

Was muss ich nach der Behandlung beachten?

Bei einer behandelten Parodontitis ist die Kontrolle des Heilungsverlaufs äusserst wichtig. In den gereinigten Zahnfleischtaschen können sich nämlich erneut Bakterien ansiedeln und auf den Zahnwurzeln festsetzen. Um dies zu verhindern, müssen die Bakterien oberhalb des Zahnfleisches regelmässig weggeputzt werden.

Die Qualität der häuslichen Mundhygiene ist entsprechend entscheidend für den Heilungsverlauf. In engmaschigen Nachuntersuchungen machen wir Zahnreinigungen, überprüfen und reinstruieren Sie hinsichtlich der Mundhygiene.

Wie erwähnt, sollten Schwangere besonders gut auf ihre Mundgesundheit achten. Buchen Sie Ihren Zahnarzt- oder Dentalhygienetermin gleich zu Beginn beziehungsweise spätestens bis Ende des ersten Drittels Ihrer Schwangerschaft.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!