Wurzelbehandlung Teil 1: Wann, wie und warum?
Zwei unserer Zahnärzte teilen in einer Doppelfolge die wichtigsten Informationen zum Thema Wurzelbehandlung mit Ihnen. In diesem ersten Beitrag erklärt Zahnarzt Simon Hagin, wann eine Wurzelbehandlung nötig wird, wie diese abläuft und was als Alternative bleibt. In Teil zwei erfahren Sie, warum es trotz aller Vorsicht zu Misserfolgen kommen kann und was Sie dagegen tun können.
Wann braucht es eine Wurzelbehandlung?
Eine Wurzelbehandlung wird grundsätzlich dann nötig, wenn das Wurzelkanalsystem – in dem auch der Zahnnerv liegt – entzündet oder abgestorben ist.
Die häufigste Ursache für eine Schädigung des Zahnnervs ist eine tiefe Karies, bei der Bakterien bis zum Wurzelkanal vordringen und dort eine Entzündung verursachen. Auch ein Unfall oder eine tiefe Füllung können Ursprung der Entzündung sein.
In vielen Fällen ist die Entzündung äusserst schmerzhaft. Wird der betroffene Zahn nicht behandelt, stirbt das Nervengewebe schrittweise ab. Erfolgt weiterhin keine Behandlung, versucht das Immunsystem, das abgestorbene Gewebe abzustossen. Dabei bildet sich häufig eine Schwellung mit Eiter – ein Abszess. Eine Wurzelkanalbehandlung kann verhindern, dass es so weit kommt.
Wie läuft die Behandlung ab?
Erst entfernt der Zahnarzt mit Bohrern und Handinstrumenten das krankhafte Gewebe aus dem Wurzelkanalsystem. Danach wird der entstandene Hohlraum desinfiziert und später dicht gefüllt, sodass sich keine neuen krankhaften Prozesse bilden. Meistens sind dafür zwei Termine angesagt – je nach Ausprägung der Entzündung auch mehr, oder weniger. Mit einer lokalen Betäubung ist die Behandlung in der Regel völlig schmerzfrei.
Bei wurzelbehandelten Zähnen besteht ein erhöhtes Risiko für Brüche und Risse. Meistens werden sie deshalb mit einer Keramik-Krone versorgt. Diese schützt die Wurzel vor Rissen und Brüchen und gewährleistet den dichten Verschluss über lange Zeit.
In welchen Fällen macht eine Wurzelbehandlung (keinen) Sinn?
Um dies festzustellen, stellt sich der Zahnarzt folgende Fragen:
Welcher Zahn ist betroffen und ist es wichtig, diesen zu erhalten?
Wie gut ist der Zustand der Zahnhalteapparats (Knochen und Zahnfleisch)?
Ist genügend gesunde Zahnsubstanz vorhanden damit der Zahn dicht verschlossen werden kann?
Wurzelbehandlungen sind in den allermeisten Fällen sehr sicher und voraussagbar, wenn diese Faktoren berücksichtigt und moderne Standards eingehalten werden. Je nach Studie liegen die Erfolgschancen bei ungefähr 85 bis 95 Prozent (warum es in bestimmten Fällen trotz aller Vorsicht zu Misserfolgen kommen kann, lesen Sie demnächst in unserem Blog).
Zu den modernen Standards gehören Kofferdam (hält die Bakterien fern), moderne rotierende Instrumente (Bohrer) sowie eine Lupenbrille oder ein OP-Mikroskop zur optischen Vergrösserung.
Gibt es eine Alternative zur Wurzelkanalbehandlung?
Kann keine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt werden, bleibt nichts anderes übrig, als den Zahn zu entfernen. Der beste Ersatz für die defekte Zahnwurzel ist dann oft ein Implantat (eine Schraube im Knochen), das der Zahnarzt mit einer Keramik-Krone versorgt.