02.03.2021

Tipps für die Zahnpflege bei Behinderungen

Menschen, die aufgrund einer Behinderung motorisch eingeschränkt sind, wenig Kraft haben oder nicht gut sehen, macht die Zahnpflege oft Mühe. Das Risiko, dass die Zähne oder das Zahnfleisch erkranken, erhöht sich entsprechend. Mit einfachen Hilfsmitteln ist es aber trotzdem möglich, die Zähne komplett gesund zu halten! Das sind unsere Empfehlungen.

Fokus auf Zahn, Zahnfleisch und Zahnzwischenräume

Wollen Sie negative Folgen einer unzureichenden Zahnpflege vorbeugen und Ihre eigenen Zähne bis ins hohe Alter behalten?

Dann empfehlen wir, sich insbesondere auf freiliegende Zahnhälse (Risiko von Zahnhalskaries), das Zahnfleisch und den Zahnhalteapparat zu konzentrieren. Widmen Sie bei der Zahnpflege besonders dem Übergang vom Zahn zum Zahnfleisch sowie den Zahnzwischenräumen mehr Zeit. In diesen Verstecken fühlen sich Bakterien besonders wohl.

Fokus auf Kariesprädilektionsstellen

In Ihrer Mundhöhle befinden sich viele sogenannte Kariesprädilektionsstellen. Das sind Stellen, in denen sich die Plaquebakterien aufgrund einer bestimmten Zahnform, Zahnstellung oder abstehenden Füllungsrändern besonders leicht einnisten. Und an die Sie mit Zahnbürste und Zahnseide nicht gut herankommen. Entsprechend entsteht an diesen Stellen häufig eine Karies.

Der regelmässige Besuch beim Zahnarzt und bei der Dentalhygienikerin beugt auch an diesen Risikostellen die Kariesentstehung vor. Eine ungünstige Zahnstellung lässt sich ausserdem mit Alignern korrigieren. Füllungsränder kann man ebenfalls korrigieren – und raue Zahnoberflächen polieren lassen.

Zahnpflege bei Medikamenteneinnahme…

Die Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel gegen Bluthochdruck) führt oft dazu, dass unser Körper weniger Speichel produziert. Das wiederum wirkt sich ungünstig auf den pH-Wert der Mundflora aus und ebnet somit Karies den Weg. Wenn Sie regelmässig Medikamente einnehmen und mögliche negative Einflüsse auf die Mundgesundeit vorbeugen wollen, ist die Rücksprache mit dem Zahnarzt unerlässlich.

…bei visuellen Einschränkungen

Benutzen Sie zum Lesen eine Brille? Dann setzen Sie diese unbedingt auch beim Zähneputzen auf! Ebenso beim Reinigen von herausnehmbarem Zahnersatz. Verwenden Sie bei Bedarf einen Kosmetikspiegel mit fünffacher Vergrößerung und eingebautem Licht.

…bei manuellen Einschränkungen

Bei manuellen Einschränkungen erleichtern elektrische Schallzahnbürsten das Zähneputzen. Dank ihrer hohen Bewegungsfrequenz reinigen sie ausserdem sehr effektiv. Ziehen Sie Handzahnbürsten vor, empfehlen wir solche mit ergonomisch geformtem Griff aus Schaumstoff. Es gibt auch die Möglichkeit, Griffe aus Silikon individuell anfertigen zu lassen.  

…bei festsitzendem und herausnehmbarem Zahnersatz

Reinigen Sie Zahnersatz korrekt, hält dieser nicht nur länger – Sie verbessern damit auch Ihre Mundgesundheit. Durch die tägliche Massage und Pflegegels bleibt das Weichgewebe im Kiefer straff und gut durchblutet. Lassen Sie Zahnersatz regelmässig professionell reinigen und achten Sie bei der Pflege zu Hause auf folgende Aspekte:

Festsitzenden Zahnersatz reinigen Sie am besten mit Ultraschallreiniger, Prothesenbürste, Zahnbürste oder Q-Tip. Lassen Sie Voll-, Teil- und Teleskopprothesen vor der Reinigung mindestens zehn Minuten trocknen – so werden die Zahnbeläge besser sichtbar. Reinigen Sie Vollprothesen und Teilprothesen mit Steg mit Prothesenbürste und einem Ultraschallbad.

Aussenkronen sind mit einer herkömmlichen Bürste sehr schwer zu erreichen. Benutzen Sie bei Teleskopprothesen deshalb eine Monobüschel-Zahnbürste oder Q-Tip. Dasselbe empfehlen wir bei Implantatprothesen. Damit die Implantate keine Entzündungen im Kieferbereich verursachen, benutzen Sie zusätzlich am besten speziell beschichtete Interdentalbürsten und ein Pflegegel.

Tägliches Zahnpflegeprogramm

Neben der üblichen Zahnpflege raten wir bei Behinderungen zusätzlich, den Mund mit einer fluoridhaltigen Mundspüllösung zu spülen, täglich Zungenschaber und ein- bis zweimal pro Woche Fluorid- beziehungsweise Calciumgels zu benutzen.

Und so funktioniert die Reinigung mit einem Zungenschaber: Strecken Sie die Zunge weit heraus, atmen Sie durch die Nase (gegen den Würgereflex) und ziehen Sie den Zungenschaber von hinten sanft über den Zungenrücken nach vorne an die Spitze. Wiederholen Sie dies zwei- bis dreimal.

Auch nach diesen Tipps für die Mundpflege zu Hause gilt allerdings: Wer körperlich eingeschränkt ist, kommt um ein individuelles Zahnpflegeprogramm nicht herum. Dieses erstellen und trainieren Dentalhygienikerin und Patient gemeinsam beim Dentalhygiene-Besuch.

Wir freuen uns auf Sie!