07.02.2022

Sind Nuggis schlecht für die Zahnstellung?

Säuglinge haben ein natürliches Saugbedürfnis. Dabei werden Endorphine ausgeschüttet, die das Baby beruhigen. Falls Sie Ihrem Kind einen Nuggi geben wollen, sollten Sie eines beachten: Je länger und öfter Sie Ihr Kind nuckeln lassen, desto höher ist das Risiko von Zahnfehlstellungen und Kieferdeformationen.

Bei intensivem Daumenlutschen verändert sich das Gebiss. Es drückt die oberen Schneidezähne weiter nach vorne und die unteren Schneidezähne weiter nach hinten. Auch dauerndes Nuggi-Nuckeln drückt die Zähne nach hinten und kann das umgebende Weich- und Hartgewebe verformen.

Daumen und Nuggi stören ausserdem die Zunge in ihrer natürlichen Ruhelage. Für die Sprach- und Schluckentwicklung muss die Zunge lernen, am oberen Gaumen hinter den Zähnen zu liegen. Das ist mit Nuggi oder Daumen im Mund auf Dauer nicht möglich.

Nuggi: Ja oder Nein?

In den ersten drei bis maximal vier Jahren haben auch Experten grundsätzlich nichts gegen den Nuggi einzuwenden. Sollte sich bis dahin der Kiefer verformt haben, besteht noch eine gute Chance, dass sich dies zurückbildet. Beispiel für eine Kieferverfomung ist ein „offener Biss“, bei dem die Schneidezähne auseinanderklaffen und das Kind vorne nicht mehr richtig abbeissen kann.

Manche Kieferorthopäden empfehlen sogar ausdrücklich, während der ersten drei Monate einen Schnuller zu geben. Dies soll verhindern, dass sich der Säugling an das Daumenlutschen gewöhnt. Sie erachten das Nuckeln am Daumen als schlimmer als jenes am Nuggi.

Dies vor allem deshalb, weil Daumenlutscher oft länger nuckeln – manchmal bis weit in die Schulzeit hinein. Den Nuggi dahingegen legen die meisten Kinder bis Ende des dritten Lebensjahres zur Seite. Nur ein Prozent aller Kinder nuckeln weiter. Hinzu kommt, dass der Daumen mehr Kraft auf den sich entwickelnden Kiefer ausübt.

Worauf Sie achten sollten, wenn Ihr Kind einen Schnuller benutzt

  • Kein Dauerlutschen:
    Gewöhnen Sie Ihr Kind daran, den Nuggi nur im Bett oder zum Entspannen und Trösten zu nehmen. Er sollte nicht mehr als sechs Stunden durchgehend im Mund bleiben.

  • Richtige Befestigung:
    Wenn Sie den Nuggi mit einem Kettchen an der Kinderkleidung befestigen, achten Sie unbedingt darauf, dass diese nicht länger als 10 Zentimeter ist. Ansonsten könnte sich das Baby damit strangulieren. Verwenden Sie niemals ein Band oder eine Kette, um den Schnuller am Hals oder am Körper zu befestigen! Auch Perlenketten können gefährlich sein, da das Baby die Perlen einer gerissenen Kette verschlucken könnte.

  • Sprechen immer ohne Nuggi:
    Wenn Ihr Kind zu sprechen anfängt, ist es wichtig, dass es nicht mit dem Nuggi im Mund spricht. Die Sprache kann sich sonst nicht richtig entwickeln und das Kind gewöhnt sich falsche Techniken an. Ausserdem kann die Zunge das Schlucken nicht richtig üben.

  • Design des Nuggis:
    Das Verbindungsstück zwischen Lutschkörper und Lippenschild (Saugerhals) führt zur Verformung der Zähne nach vorne, dem sogenannten „lutschoffenen Biss“. Wichtig ist, dass man einen Schnuller mit möglichst dünnem Saugerhals verwendet. Je dünner, desto besser.

Nuggi-Hygieneregeln

„Termingeborene“ Neugeborene, gesunde Babys und Kinder brauchen keine sterile Umgebung. Um eine gesunde Darm- und Hautflora aufbauen zu können, müssen sie sogar mit Mikroorganismen in Kontakt kommen. Dies schützt – im Gegensatz zu übertriebener Hygiene – vor krankmachenden Keimen.

Wie viel Hygiene ist dennoch sinnvoll – vor allem bei Nuggis, die ständig auf den Boden fallen?

  • Vor dem Erstgebrauch sollten Sie den Beruhigungssauger waschen und auskochen beziehungsweise sterilisieren.

  • Bei täglicher Nutzung sollte der Nuggi alle paar Tage mit Wasser und Geschirrspülmittel gewaschen und gründlich ausgespült werden.

  • Spülen Sie einen Nuggi, der zu Hause herunterfällt kurz mit fliessendem Wasser ab.

  • Unterwegs verwenden Sie möglichst heisses Wasser, bei älteren Kindern zur Not ein paar Spritzer aus der Trinkflasche. Waschen Sie stark verschmutzte Nuggis zu Hause.

Bei chronisch kranken, immunsupprimierten (unterdrücktes körpereigenes Abwehrsystem) oder zu früh geborenen Kindern wird empfohlen, den Nuggi täglich zu sterilisieren. Auch wenn Ihr Kind an einem Infekt leidet, ist es sinnvoll, den Nuggi täglich zu sterilisieren.

Nuggi im eigenen Mund reinigen?

Ist es hygienisch bedenklich, wenn Eltern den Nuggi des Kindes ablecken, um ihn im eigenen Mund zu reinigen? Früher war dies verpönt: Kinderzahnärzte und andere Fachleute vermuteten, dass so Karieserreger und andere schädliche Bakterien übertragen werden.

Inzwischen meinen aber nicht wenige Forscher, dass die Weitergabe der elterlichen Mundbakterien das Immunsystem der Kleinen mobilisiert und sie sogar vor Hautekzemen, Nahrungsmittelallergien und Asthma schützen kann.

Die zurzeit meistverbreitete Meinung ist: Den Schnuller höchstens dann abzulutschen, wenn es keine andere Reinigungsmöglichkeit gibt.

No-Go der Nuggi-Hygiene

  • Eltern mit Lippenherpes sollten niemals den Schnuller ablecken. Die Viren können sonst auf das Kind übertragen werden. Gerade für Neugeborene können sie sehr gefährlich sein.

  • Tauchen Sie den Nuggi auch niemals in süsse Substanzen. Vor allem nicht in Honig, der ausser zu Karies auch zu einer lebensgefährlichen Infektion mit Botulismus-Erregern (Clostridium botulinum) bei Säuglingen führen kann.

  • Rissige, klebrige und poröse Nuggis sollten Sie entsorgen. Das ist in der Regel alle zwei bis drei Monate der Fall.

Entwöhnung vom Schnuller

Damit der Gebrauch des Schnullers keinen langfristigen Schaden verursacht, sollte der Schnuller abgesetzt werden wenn Ihr Kind etwa zwei Jahre alt ist. Oder bereits vorher, wenn es anfängt zu sprechen und zu kauen. Dieser Zeitraum hat sich in Untersuchungen bewährt. Allfällige Zahn- oder Kieferfehlstellungen bilden sich in diesem Alter durch die natürlichen Wachstumsprozesse oft noch ganz von alleine zurück.

Verwendet Ihr Kind zu lange den Schnuller, können ungünstige Angewohnheiten, Sprachprobleme oder Zahn- und Kieferfehlstellungen wie ein offener Biss oder ein seitlicher Kreuzbiss entstehen. Diese können nur durch aufwändige Behandlungen beseitigt werden – zum Beispiel in der kieferorthopädischen und/oder logopädischen Praxis.