Mein Kind hat Kreidezähne - was tun?
Hat Ihr Kind weisse oder gelbliche Flecken auf dem Zahn, oder sind sie bräunlich, bröckeln bereits etwas ab und bereiten Schmerzen? Dies könnte auf Kreidezähne hindeuten. Ein Phänomen, dem wir in der Praxis immer häufiger begegnen - und das auch in der Zahnmedizin mehr Aufmerksamkeit denn je erhält.
Was hat es mit Kreidezähnen auf sich und wie lassen sie sich behandeln? Zahnärztin und Zentrumsleiterin Anna Danzinger von zahnarztzentrum.ch in Sursee beleuchtet die wichtigsten Aspekte.
Was sind Kreidezähne?
"Kreidezähne" ist der umgangssprachliche Ausdruck für die sogenannte Molare-Inzisive-Hypomineralisation. Es handelt sich dabei um eine Schmelzfehlbildung, genauer um eine Hypomineralisation des Zahnschmelzes. Zahnschmelz ist im Normalfall das härteste Material im ganzen Körper. Bei Kreidezähnen kann es aber sein, dass dieses weich und porös ist.
Das Erscheinungsbild sieht unterschiedlich aus: von weisslichen bis gelblichen Flecken im Schmelz (wobei der Zahn intakt ist), bis hin zu bräunlichen, weichen beziehungsweise porösen Einbrüchen im Schmelz.
Kreidezähne kommen immer häufiger vor: Wo früher im Kindesalter noch Karies das grösste Problem war, sind es heute in bestimmten Altersgruppen Kreidezähne. Auch in der Zahnmedizin wird das Thema immer relevanter. Forscher versuchen insbesondere herauszufinden, was die Ursachen sind.
Woran erkennt man Kreidezähne?
Kreidezähne kann man an den oben genannten farblichen Veränderungen erkennen und - wo vorhanden - an Einbrüchen im Zahnschmelz. Eine Früherkennung geschieht meist in der Schulzahnkontrolle. Sind Frontzähne betroffen, fällt dies den Eltern oft selbst auf. Sie wollen dann abklären, was es ist und was man dagegen unternehmen kann. In der Front kann auch ein Trauma Ursache für einen weissen Fleck am Zahn sein, welcher der Zahnschmelzveränderung von Kreidezähnen ähnelt. Ist der erste grosse Backenzahn zusätzlich betroffen, ist dies jedoch oft ein klares Indiz für Kreidezähne.
Auch Schmerzen können auftreten - was nebst der Ästhetik das Hauptproblem bei Kreidezähnen ist. Zum einen können die betroffenen Zähne hypersensibel reagieren, das heisst beim Konsum kalter und warmer Nahrungsmittel Schmerzen verursachen: Man geht davon aus, dass durch den porösen Schmelz Bakterien eher in das Zahninnere eintreten und den Zahnnerv reizen. Dieser entzündet sich dadurch und reagiert auf Kälte und Wärme stärker. Zum anderen kann auch das zusätzliche Wegbrechen von Zahnfragmenten Schmerzen verursachen, da dies sensible Zahnbereiche freilegt.
Welche Zähne können betroffen sein?
Kreidezähne können sowohl im Milchgebiss als auch im bleibenden Gebiss auftreten. Im bleibenden Gebiss ist typischerweise der erste grosse Backenzahn betroffen - es können aber auch mehrere Backenzähne sein. Auch ein oder mehrere Frontzähne kann es treffen - zumindest aber stets einen Backenzahn. Da sich Kreidezähne nicht "entwickeln", sondern die Zähne von Beginn weg diese Schmelzfehlbildung haben (oder nicht), kann man sie in der Regel schon beim Durchbrechen erkennen. Das heisst ungefähr im 6. Lebensjahr.
Die Ursache(n) von Kreidezähnen
Warum Kreidezähne entstehen, ist nicht geklärt. Man vermutet, dass sie auf Störungen während der Haupt-Entwicklungsphase des Schmelzes im bleibenden Gebiss (zwischen 8. Schwangerschaftswoche und Beginn 4. Lebensjahr) zurückzuführen sind – beispielsweise, wenn die schwangere Mutter Antibiotika nimmt, oder das Kind Medikamente einnimmt oder Fieberschübe hat.
So wird therapiert
Kreidezähne an sich lassen sich nicht therapieren im Sinne von "rückgängig machen". Mit einer Therapie kann man jedoch Karies und das Wegbrechen der Zähne verhindern, ästhetische Korrekturen vornehmen und Schmerzen entgegenwirken. Das unterschiedliche Erscheinungsbild von Kreidezähnen macht das Therapieren nicht einfach, aber in den meisten Fällen gut möglich.
Die Behandlung hängt vom Schweregrad der Kreidezähne ab. Essentiell ist die Früherkennung - sowohl bei milden als auch stärkeren Ausprägungen: Der Zahnschmelz hat bei Kreidezähnen raue Stellen, wo sich rasch Plaque ansammeln und somit leicht Karies entstehen kann. Dies gilt insbesondere für Backenzähne aufgrund ihrer Fissuren.
Milde Ausprägungen:
Von "mild" spricht man, wenn die Zähne weissliche bis gelbliche oder auch bräunliche Flecken aufweisen, sie aber noch nicht bröckeln - und auch keine Schmerzen verursachen. Hier geht es insbesondere darum, Karies zu verhindern oder die Ästhetik zu verbessern: durch regelmässige Kontrollen, eine ausgezeichnete Mundhygiene und angepasste Ernährung. Im Falle von ästhetischen Korrekturen sind auch Bleaching, Füllungstherapien oder Veneers eine Option.
Die meisten Kinder putzen bekanntlich die Zähne nicht sehr gerne. Deshalb ist es wichtig, dass die Eltern dafür sorgen, dass das Kind die Zähne regelmässig und korrekt putzt. Mindestens einmal pro Tag sollten die Eltern "Nachputzen". Tagsüber sollten betroffene Kinder statt zuckerhaltiger Getränke hauptsächlich Wasser trinken - und vor allem nicht vor dem Schlafengehen Zucker oder Honig in den Tee bekommen. Nicht zu viele Süssigkeiten gehören ebenfalls zu dieser angepassten Ernährung - und wenn Süssigkeiten, dann mit Wasser nachspülen und nach ungefähr 30 Minuten Zähneputzen.
Frontzähne weisen eher "einfach" Flecken auf. Wie zuvor erwähnt, kann dies ästhetisch störend sein und somit die Lebensqualität der Kinder oder Jugendlichen beeinträchtigen. Im Jugendalter versucht man dann oft, diese sogenannte Opazität ästhetisch zu verbessern. Manchmal gelingt es, Opazitäten bereits durch spezielle Bleichverfahren zu verbessern. In anderen Fällen versucht man mit ganz kleinen Füllungen - minimalinvasiven Restaurationen -, die Farbe an jene des natürlichen Zahnschmelzes anzupassen.
Stärkere Ausprägungen:
Die Früherkennung und gute Beobachtung ist noch wichtiger bei stärkeren Ausprägungen von Kreidezähnen und jenen, die Schmerzen verursachen. Dies aufgrund des erhöhten Risikos, dass die Zähne abbrechen und Karies entsteht - wobei Karies wiederum verursachen kann, dass der Zahn leichter abbricht. Wegen der Schmerzen kann es auch sein, dass das Kind die Zähne weniger gut putzt.
Therapiert wird bei stärkeren Ausprägungen meist mit einer Füllung. Damit möchte man freiliegende, sensible Stellen abdecken oder eingebrochene Stellen wiederherstellen.
Eine Füllung kann allerdings nur in gesundem Schmelz richtig halten. Daher muss davor der weiche, oft poröse Zahnschmelz abgetragen werden. Dabei möchte man verhindern, dass man zusätzlich gesunden Zahnschmelz erwischt. Oft ist das aber nicht klar erkennbar und es kann passieren, dass eine Füllung im weichen Schmelz gelegt wird. An den Füllungsrändern wird er dann unter Umständen schneller undicht oder kariös. Entsprechend hält die Füllung nicht gut und muss früher als angenommen ersetzt werden.
Im Kindesalter arbeitet man deshalb - falls wirklich nötig – eher mit Zementfüllungen. Diese sind nicht so sensibel in der Anwendung und können schnell durchgeführt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass man Zementfüllungen bereits während des Zahndurchbruchs legen kann.
Eine herkömmliche, definitive Füllung muss unter absolut trockenen Bedingungen gelegt werden - was bei Kindern oder während des Zahndurchbruchs oft gar nicht möglich ist. Sind die Kinder etwas älter oder im Jugendalter, wird eine Zementfüllung meist durch eine weisse Kompositfüllung ersetzt.
Sind bereits grössere Zahnfragmente abgebrochen, muss oft eine Krone gelegt werden, um den Zahn zu erhalten. Im schlimmsten Fall muss der Zahn ganz raus. Wobei im Falle von Backenzähnen vor der Entfernung des Zahnes oder der Zähne unbedingt abgewogen werden muss, ob und welche Konsequenzen dieses Vorgehen auf die Kaufunktion hat. Am besten immer in Rücksprache mit einem unserer Kieferorthopäden.
Fazit
Kreidezähne kommen immer häufiger vor und können das Milch- sowie das bleibende Gebiss betreffen. Es handelt sich dabei um eine Fehlbildung des Schmelzes, deren Ursache noch ungeklärt ist. Kreidezähne können nicht geheilt werden. Durch eine Therapie möchte man aber verhindern, dass sich die Situation verschlechtert - beziehungsweise Zahnfragmente wegbrechen, das Essen Schmerzen oder Beschwerden verursacht, oder Karies entsteht.
Deshalb ist es essentiell, dass man Kreidezähne früh erkennt und regelmässig beobachtet. Ästhetische Korrekturen können durch Bleichverfahren und allenfalls Füllungen vorgenommen werden. Ausgeprägte Formen lassen sich durch Füllungen oder Kronen therapieren. Im schlimmsten Fall müssen Kreidezähne gezogen werden.
Haben Sie Fragen zu Kreidezähnen oder möchten Sie einen Termin für eine Behandlung vereinbaren? Unsere Zahnärzte behandeln sowohl Kinder als auch Erwachsene.