Knacken beim Kauen: Muss man therapieren?
Knackt Ihr Kiefergelenk beim Kauen oder wenn Sie den Mund öffnen? Und fragen Sie sich, ob Sie dies therapieren müssen – und wenn ja, beim Zahnarzt, dem Physiotherapeuten, oder...?
Um diese Fragen zu beantworten, muss eine genaue Diagnose erstellt werden.
Warum knackt es überhaupt?
Das Knacken geht entweder von Änderungen im Weichgewebsanteil (Diskus und Bänder) oder im Hartgewebsanteil (Kiefergelenkköpfchen beziehungsweise knöcherner Teil in der Schädelbasis) des Kiefergelenks aus.
Die Veränderungen unterteilen wir in zwei Gruppen:
Wachstumsänderungen (Osteochondrose)
Degenerative Prozesse (Osterarthrose)
Mögliche Ursachen der Veränderungen
Ursachen dieser Veränderungen beziehungsweise des Knackens können sein:
Trauma als Kind, zum Beispiel ein Sturz aufs Kinn
Änderung der Okklusion (Verhältnis zwischen den Zähnen des einen Kiefers zu jenen des anderen) ohne die korrekte Position der Kiefergelenksköpfchen im Verhältnis zum Schädel zu berücksichtigen, und somit auch ohne die Muskulatur zu berücksichtigen. Unter anderem durch zu hohe Füllungen, Prothesen, Zahnstellungsänderungen durch Kieferorthopädie oder Alignertherapie.
Resultierende Muskelverspannungen
Die Kaumuskulatur, und eventuell die Schulter- und Halsmuskulatur können Verspannungen verursachen aufgrund einer veränderten Okklusion ohne Rücksichtnahme auf das Kiefergelenk (wie bereits oben angeführt). Dies, weil die Muskulatur dadurch unkoordiniert kontrahiert.
Auch Stress führt zu Verspannungen: Grund ist die unbewusste Aktivierung der Motoneuronen, welche die Kaumuskulatur versorgen. Dies kann zu Bruxismus (Zähneknirschen) führen. Aufgrund der Corona-Pandemie hat bei vielen Menschen das Stresslevel zugenommen. Und damit auch die Fälle der Patienten, die knirschen.
Zähneknirschen als Hinweis
Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, dass sie mit den Zähnen knirschen. Sie haben aber Symptome: beispielsweise ein Verspannungsgefühl der Kaumuskulatur nach dem Aufwachen, Spannungskopfschmerz oder Migräne. Die Betroffenen können die Beschwerden oft nicht einordnen und gehen dann zum Hausarzt, anstatt zum Zahnarzt.
Oft ist es der Partner, welcher auf nächtliches Zähneknirschen hinweist. Oder aber der Zahnarzt macht bei der Routineuntersuchung auf die abradierten Zähne aufmerksam...
Viele sind sich auch nicht im Klaren, dass massiver Stress im Beruf oder privat mit dem Zähneknirschen im Zusammenhang stehen kann. Dasselbe gilt für ein grosses, einschneidendes Ereignis in ihrem Leben.
So kann Knacken therapiert werden
Durch Feststellung der Diagnose und Zuordnung zu einer der oben genannten Ursachen, kann eine Therapie erfolgen. In manchen Fällen kann die korrekte Diagnose nur mittels MRI erfolgen.
Bei degenerativen Prozessen versucht man, wieder eine koordinierte Muskelfunktion mittels Schiene zu erreichen. Zweck der Schiene ist, die Position des Kiefergelenks an die gegebene Okklusion anzupassen.
Bei durch Stress verursachten Beschwerden versuchen wir, dem Patienten dies bewusst zu machen. Dieser sollte zunächst versuchen, sein Stresslevel zu reduzieren. Ist dies nicht möglich, oder nicht ausreichend, raten wir zu Physiotherapie an, Schienentherapie und eventuell medikamentöser Therapie – je nach Diagnose.