Alternative Zahnpflege: Was wirkt und was nicht

Aktivkohle, Ölziehen, Salzlösungen und Backpulver: Instagram, Pinterest und TikTok sind voll mit Anleitungen, die zeigen, wie man Zähne weisser machen, Entzündungen lindern oder sogar Karies verhindern kann – oder können soll.

Alessandra Keller, Dentalhygienikerin im Zahnarztzentrum.ch in Zürich City, beurteilt die angesagtesten natürlichen Zahnpflege-Produkte.

Grundsätzliche Überlegungen

Über die Alternativen zu chemisch hergestellten Zahnpflegemitteln kann man meist nicht pauschal sagen: Das wirkt, das nicht. Bestimmte Anwendungen richten tatsächlich in jedem Fall grossen gesundheitlichen Schaden an: Mischt man Zitronensaft und Backpulver in Alufolie, legt diese um die Zähne und lässt die Mischung einwirken, macht man auf jeden Fall vieles falsch.

Hauptanliegen klären

In den meisten Fällen jedoch muss man erst wichtige Fragen klären, um Sinn oder Unsinn einer Anwendung zu beurteilen. Darunter das Hauptanliegen eines Patienten: Möchte er ein weisses Hollywoodlächeln? Entzündungen und Karies vorbeugen? Oder geht es nicht ums Vorbeugen, sondern um die Behandlung akuter Schmerzen?

Auf korrekte Anwendung achten

Entscheidend ist auch die korrekte Anwendung der alternativen Produkte. Teilweise dürfen sie nicht zu oft angewendet werden. Die einen kann man selbst anmischen, die anderen auf keinen Fall.

Backpulver und Aktivkohle – Wundermittel für weissere Zähne?

Viele Patienten wünschen sich ein weisseres Lächeln und haben gehört, dass Backpulver und Aktivkohle die Zähne weisser machen sollen. Wer weissere Zähne möchte, kommt aber nicht ums Bleachen herum. Warum?

Über die Alternativen zu chemisch hergestellten Zahnpflegemitteln kann man meist nicht pauschal sagen: Das wirkt, das nicht. Erst ist das Hauptanliegen eines Patienten zu klären. Entscheidend ist auch die korrekte Anwendung der alternativen Produkte.

Stark abrasive Wirkung

Backpulver und Aktivkohle putzen die Zähne "besser", da sie stark abrasiv wirken. Stark abrasiv heisst, sie tragen effektiv Verfärbungen und Beläge (Biofilm) ab. Die Zähne sehen dann weisser aus. Effektiv weisser sind sie aber nicht. Und: Auch die darunterliegende Substanz – der Zahnschmelz – wird in Mitleidenschaft gezogen! Zahnschmelz ist der Schutzmantel unseres Zahnes. Ist er einmal weg, bildet er sich nicht wieder nach.

Zähne mit Backpulver aufhellen empfehlen wir durch die stark abrasive Wirkung deshalb in keinem Fall. Auch nicht bei gelegentlicher Anwendung. Genauso raten wir von selbst hergestellten Aktivkohlemischungen ab: Auch hier opfern Sie gesunde Zahnhartsubstanz. Die Körner der Aktivkohle wirken wie Schleifpapier. Dieses trägt nicht nur Verfärbungen, sondern wiederum auch die Schutzschicht des Zahnes Stück für Stück ab. Das langfristige Ergebnis sind schmerzhafte und teure Zahnschäden.

Zahnpasten mit Aktivkohle

Es gibt allerdings Zahnpasten, die mit Aktivkohle angereichert sind. Diese können zur Lösung von Verfärbungen und Biofilm als Ergänzung zur üblichen Mundhygiene Sinn machen. Dabei sollten Sie sich aber unbedingt an die vorgegebene Dosierung halten.

Zahnpasten, die mit Aktivkohle angereichert sind, können als Ergänzung zur üblichen Mundhygiene Sinn machen. Dabei sollten Sie sich aber unbedingt an die vorgegebene Dosierung halten. Von selbst hergestellten Aktivkohlemischungen raten wir ab.

Salzlösungen und Ölziehen – wirkungsvoll gegen Bakterien?

Salzlösungen

Bakterien spielen bei der Entstehung von Karies und Zahnfleischentzündungen eine entscheidende Rolle. Salzlösungen wirken antibakteriell und können – in Kombination mit guter Zahnpflege – eine Karies oder Zahnfleischentzündung vorbeugen. Salzlösungen können Sie als Ergänzung für die Zahnprophylaxe deshalb durchaus in Betracht ziehen!

Ist eine Karies oder Zahnfleischentzündung bereits im Gange, reichen Salzlösungen zur Behandlung akuter Schmerzen jedoch nicht aus. Zur Remineralisierung eines beginnenden "Lochs" haben Wissenschaftler ausserdem bis heute keine Alternative zu Fluorid gefunden.

Zum Ölziehen fehlen klinische Studien, die eine Wirksamkeit und einen Langzeiteffekt auf die Zähne und das Zahnfleisch zeigen würden.

Spülen mit einer Salzlösung kann bei einer Entzündung jedoch helfen, die Schmerzen in der Zeit bis zum vereinbarten Zahnarzttermin vorübergehend etwas zu lindern. Auch bei einer Bissverletzung kann das Spülen die Wundheilung fördern.

Salzlösungen haben keine Nebenwirkungen und sind mit anderen Mundhygieneprodukten verträglich. Die Mundspüllösungen mit Chlorhexidin sind effektiv bei der Reduzierung der Bakterien im Mundraum, können jedoch bei langfristiger Anwendung zu Zahnverfärbungen führen und Geschmacksirritationen auslösen. Ausserdem wird ihre Wirkung teilweise durch bestimmte Zahnpasten und Mundspüllösungen aufgehoben.

Salzlösungen können sehr leicht selbst angemischt werden: Lösen Sie einen Teelöffel Kochsalz in einem Glas lauwarmem Wasser auf. Nehmen Sie einen Schluck und spülen Sie während mindestens einer Minute kräftig durch. Im Akutfall nicht nur ein-, sondern zwei- bis dreimal pro Tag.

Ölziehen

Diese Methode stammt aus der ayurvedischen Medizin in Indien. Das Öl soll Bakterien und Giftstoffe aus dem Mund «herausziehen». Es fehlen allerdings klinische Studien, die eine Wirksamkeit und einen Langzeiteffekt auf die Zähne und das Zahnfleisch zeigen würden. Ölziehen kann daher nicht als Ersatz oder als Ergänzung zur konventionellen Zahnreinigung angesehen werden.

Gerne beraten wir Sie bezüglich Zahnpflege-Alternativen individuell bei Ihrem nächsten Dentalhygiene- oder Zahnarztbesuch. Wir freuen uns auf Sie!

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